Wirkung von Cannabis auf das Ungeborene: Edit

Ein interessanter neuer Artikel weist auf neue Studien aus Kanada hin und taucht Cannabis in positives Licht auch als Schmerzmittel und Übelkeitsbekämpfer. Gehen schwangere Frauen ein Risiko für ihr Ungeborenes ein, wenn Sie während der Schwangerschaft Cannabis zu sich nehmen?

Die Wissenschaft hat unterschiedlichste Erkenntnisse in dieser Frage gewonnen. Nur eines ist sicher: Alkohol während der Schwangerschaft ist Tabu, es schädigt das Baby fast immer schwer. Eine Cannabis-Einnahme dagegen, soferne nicht geraucht, dürfte für das Baby verhältnismäßig harmlos verlaufen.

Ein Artikel HIER in der ein wenig obskuren Stadtzeitung Augsburg Nordost spricht, leider ohne Quellenangaben, über neue Studien aus Kanada. Aus April 2017 ist dieser Artikel aus Kanada, der etwas präziser arbeitet. Es hat sich also viel getan auch am Sektor der für Schwangerschaft relevanten Cannabis-Forschung. Hier noch ein paar neuere Links dazu:

https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2594398

US-Studie über schwangere Teenagerinnen, finanziert von NIDA

JAMA-Trendbericht über „Marijuana“-Konsum Schwangerer

Studie der kanadischen CCSA von 2015

* Einige User kritisierten das Titelbild dieses Artikels als zu reißerisch. Wir unterstützen keinesfalls das Cannabis-Rauchen während der Schwangerschaft und empfinden das Bild als angebracht.

Weiter gehts mit dem alten Artikel, ursprünglich veröffentlicht am 25. Januar 2017 um 12.47 Uhr:

Einer der großen Mythen in der Anti-Hanf-Dämonisierungskampagne des späten Industriezeitalters ist die erfundende Geschichte von der Schädigung des ungeborenen Lebens. Die besonders plumpen Cannabis-Mythen sterben zwar aus – zu viele Beweise gibt es mittlerweile, dass Cannabis tatsächlich eine Ausstiegs-Droge ist und sich hervorragend für die Entwöhnung von Alkoholikern und Morphinisten eignet (vgl. HIER) und dass Cannabis absolut ungiftig ist. Bei Babys im Mutterleib werden aber immer noch schnell einflussreiche Stellen hysterisch. Noch vor wenigen Monaten wurde in einer Broschüre der österreichischen Sektion der International Police Association, also der Polizei, gesponsort vom Waffenhersteller Glock, damit geworben, dass Cannabiskonsum dazu führe, dass Frauen „mongoloide“ Kinder bekämen (Originalbroschüre liegt der ARGE CANNA vor). Aus dem damals noch bemühten „Mongolismus“ ist mittlerweile politisch korrekt eine „Trisomie-21“ gemacht worden (auch die neue Originalbroschüre liegt der ARGE CANNA vor), aber immer noch behauptet diese Broschüren, heute allerdings auch um den Sponsor Glock erleichtert, dass Cannabis die genetische Ausnahmesituation namens Trisomie-21 verursache, welche aber tatsächlich – da ist sich die Wissenschaft seit Jahrzehnten vollkommen einig – ausschließlich von nicht durch äußere Faktoren beeinflussbaren Konstellationen im Erbmaterial der Eltern herrührt.

Cannabis macht also das Kind nicht mongoloid, Herr Innenminister. Aber kann es anderweitig Schäden davontragen, wenn die Mutter Hanf konsumiert, etwa zu medizinischen Zwecken? Ärzte können dazu wenig sagen, raten daher lieber ab. Manche wie z. B. HIER behauten, es verursache Leukämie, wofür keine Grundlage existiert. Dr. Tibor Harkany an der Med-Uni Wien, ein Professor für molekulare Neurowissenschaft, müht sich redlich am  Sezieren von Zellhaufen unterm Mikroskop ab, um so etwas wie einen Beweis zu erbringen, dass sich die Gehirnentwicklung eines Mäuse-Embryos unter dem Einfluss von Cannabis minimal verändert. Das mag offensichtlich aussagekraftlos sein, aber Scharen von Journalisten (vlg. HIER, HIER, HIER und HIER) stürzten sich geradezu auf Harkanys Studie, um diese als Beweis zu bezeichnen, dass Cannabis Hirnschäden im ungeborenen Baby verursacht.

Ärzte wie Melanie Dreher, die zwar eigentlich medizinische Anthropologin ist, aber einige hochinteressante Studien über Cannabis in der Schwangerschaft durchgeführt hat, gibt es auch. Ihr Fazit: Keine Spur von Geburtsfehlern oder Entwicklungsstörungen, im Gegenteil. Aber lesen Sie selbst HIER. Und dann wäre da natürlich der deutsche Cannabismedikation-Spezialist Franjo Grotenhermen, der HIER kürzlich einen vielseitigen Artikel zum Thema verfasst hat. Als schwangere Frau sollte man sich möglichst genau informieren, was man zu sich nimmt und was das für das Ungeborene bedeutet. Aber dabei sollte frau sehr genau abschätzen, wem sie Glauben schenkt. Zeitungen, Fernsehen und andere Massenmedien sind in dieser Hinsicht eine schwache Quelle.

Fakt bleibt, dass eine wahrscheinlich immense Dunkelziffer an schwangeren Frauen vor allem im ersten Drittel ihrer Schwangerschaft zu Cannabis greift, um die unangenehmen Nebenerscheinungen – vor allem Übelkeit – zu vertreiben. Wer dies erwägt, sei gewarnt: Verbrennungsprodukte zu inhalieren, sprich Cannabis zu rauchen, ist für niemanden empfehlenswert und schon gar nicht für Schwangere. Es gibt auch gesundheitlich unbedenkliche Formen des Cannabis-Konsums, die wären in so einem Fall sicher zu bevorzugen. Und es gibt sehr wohl langzeitlich beobachtete Phänomene, die sich bei Kindern von Cannabis konsumierenden Müttern häufen. Ob dies wünschenswert ist oder nicht, sollte sich jede Mutter genau überlegen.

Hier einige weiterführende Links zum Thema:

Hände weg von Tabak, nicht von Cannabis

Interviews mit Cannabis konsumierenden Müttern

Jamaika-Studie: Kein Unterschied zwischen Kinder von Müttern ohne und mit Cannabis

Warnungen und Angstmache für Schwangere

Cannabis in der Schwangerschaft: Risiko oder Heilmittel?

Cannabinoid-Rezeptoren am Kopf von Spermien



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