Cannabis als Medizin: Forschungsgeschichte
Obwohl die Cannabispflanze bereits über tausende Jahre in vielen Zivilisationen angebaut wird, wird sie erst seit 1964 wissenschaftlich untersucht, auch wenn sie schon früher medizinisch verwendet wurde (PDF). Grundlagen für die Forschung legte Raphaël Mechoulam, Professor für medizinische Chemie in Israel, mit der Identifizierung des THC-Moleküls. Heute plädiert er für eine Anerkennung von Cannabis als vollwertiges Medikament. Er gilt als Vater der Erforschung der Cannabinoide. Mechoulam erhielt im Jahr 2000 den Israel-Preis für Chemie und ist international bekannt für seine Forschung über natürliche und endogene Cannabinoide. Ihm und seiner Arbeitsgruppe gelang als erstes die Synthese von Cannabidiol und Tetrahydrocannabinol und die Identifizierung der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG.
Der tschechische Wissenschaftler Lumir Hanus kam nach dem Fall der Berliner Mauer als Praktikant zu Professor Mechoulam und ist geblieben. Er interessiert sich insbesondere für mögliche neue Einsatzbereiche von Cannabis in der Medizin, wie etwa bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Diese psychische Erkrankung ist in Israel, wo Militärdienst und Krieg alltägliche Realität für die Bevölkerung sind, weit verbreitet. Hanus befürwortet das israelische Modell, bei dem die Patienten direkt vom Erzeuger versorgt werden.
Hanus L., Mechoulam R. et al.: Isolation and structure of a brain constituent. Science. 1992 Dec 18;258(5090):1946-9
Mechoulam R, Hanus L, et al.: Identification of an endogenous 2-monoglyceride. Biochem Pharmacol. 1995 Jun 29;50(1):83-90