Dr. Franjo Grotenhermen

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Dr. Grotenhermen zur Versorgung der kranken Menschen mit medizinischem Cannabis

In  unserer Gesellschaft gibt es viele Menschen, die unnötig leiden müssen, weil ihnen eine Behandlung mit Cannabis oder einzelnen Cannabinoiden verweigert wird. Dieser unhaltbare Zustand muss beendet werden. (…) Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Dennoch wird das Recht vieler Menschen (…) auf körperliche Unversehrtheit mit Füßen getreten. Da helfen keine salbungsvollen Floskeln vieler Politiker, die die Situation schön reden wollen. Die Situation ist alles andere als schön. Sie ist hässlich, sie ist brutal und menschenunwürdig.

rollihp-02Ich habe in den letzten 20 Jahren mit so vielen Menschen Kontakt gehabt, die schwer an ihren Erkrankungen leiden und ich habe viele Schwerkranke gesehen, die zusätzlich mit Strafverfolgung und Führerscheinentzug drangsaliert wurden, weil sie sich mit Cannabis behandelt haben. Ich habe viele Menschen gesehen, deren berufliche und soziale Existenz vernichtet wurde. (…) Das in der Europäische Menschenrechtskonvention verankerten Rechts auf Leben und Körperliche Unversehrtheit ist von hohem Wert. Der Schutzbereich dieses Grundrechts könne auch berührt werden (…) wenn der Staat Maßnahmen ergreift die verhindern, dass eine Krankheit geheilt, oder wenigstens gemildert werden kann und wenn dadurch körperliche Leiden ohne Not fortgesetzt und aufrecht erhalten werden. (…) Um es deutlicher zu sagen, (…) wir sprechen hier von einer Körperverletzung, wir sprechen hier von einem Verbrechen.

Das Problem ist nur, dass die, die für dieses Verbrechen verantwortlich sind, sich nicht als Verbrecher fühlen, sondern als verantwortungsvolle Volksvertreter. Ihnen fehlt etwas sehr wichtiges bei der Betrachtung dieser Thematik. Ihnen fehlt das Mitleid. Erst das Mitleid macht uns empfänglich für Schmerzen die wir nicht selbst verspüren. Argumente allein reichen da nicht, denn es gibt immer Rechtfertigungen für Unrecht und für Verstöße gegen die Menschenwürde. Vor 20 Jahren haben sie gesagt wir brauchen keine Medikamente auf Cannabis-Basis, denn es gibt bereits Medikamente, die bei diesen Erkrankungen eingesetzt werden können. Was sie nicht gesagt haben, dass diese Medikamente nicht bei allen Patienten wirken. Vor 10 Jahren haben sie gesagt, man kann THC auf Rezept verschreiben. Was sie aber nicht gesagt haben, dass Dronabinol von den Patienten meisten selbst bezahlt werden muss und viele sich das Medikament nicht leisten können. (…) Heute sagen sie, dass Sativex zugelassen ist. Was sie nicht sagen ist, dass Sativex nur für Spastik bei Multiple Sklerose zugelassen ist und sich für alle anderen Patienten nichts geändert hat. (…)

Wir brauchen vernünftige und humane Lösungen. Der Zugang zu Medikamenten auf Cannabisbasis und Cannabisblüten muss erleichtert werden. Wir brauchen Lösungen bei denen Patientinnen und Patienten, die eine Therapie mit Cannabisprodukten benötigen nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Wir werden nicht eher ruhen bevor nicht alle, die durch die Verwendung von Cannabis ein besseres Leben führen können, einen Zugang zu Cannabisprodukten erhalten. Wir werden nicht eher ruhen bis das gegenwärtige Unrecht verschwunden ist.

Aber Menschenrechte gibt es nicht umsonst. Das gilt für die Abschaffung der Sklaverei und für die Durchsetzung von Arbeiterrechten, das gilt für die Durchsetzung der Gleichstellung von Frauen und für die Abschaffung der Strafbarkeit von Homosexualität. Das gilt für den Schutz von Minderheiten und für den Schutz und die Rechte von Kindern. Menschenrechte mussten und müssen immer wieder durchgesetzt werden. Die Menschen mussten ihre Angst, ihre Verzweiflung und ihre Wut in Hoffnung auf Veränderung und Entschlossenheit im Kampf um ihre Rechte umwandeln. Die Zeit ist reif für Veränderungen. Die Mauer die es noch in vielen Köpfen gibt, wenn es um Cannabis geht, ist reif für den Fall. Die medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden wird sich auf der ganzen Welt mehr und mehr durchsetzen.

Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Wir können diesen Prozess beschleunigen, wenn sich jeder nach seinen Möglichkeiten dafür einsetzt. (…) Vielen Dank.

Dr. med Franjo Grotenhermen