Mangelnde Qualitätskontrolle bei Cannabis-Produkten


In Ländern, wo medizinisches Cannabis erlaubt ist, gibt es ein Qualitätsproblem: Da keine einheitlichen und schon gar keine verpflichtenden Qualitätskontrollen der Cannabis-Produkte existieren, drohen gefährliche Infektionen. Die ARGE CANNA arbeitet ernsthaft an diesem Problem – aber noch ist es ein Kampf gegen Windmühlen.

Die Vorteile der Heilpflanze Hanf für die menschliche Gesundheit belegen mit jedem Monat mehr wissenschaftliche Studien und Fallberichte. Entsprechendes Umdenken bei den zuständigen Behörden ereignet sich ungleich langsamer. In den USA wurde zwar von Volk in immer mehr Bundesstaaten die Freigabe von Cannabis erzwungen. Nun herrscht aber ein für dortige Verhältnisse üblicher kapitalistischer Wildwuchs: Produkte werden in Massen auf den Markt geworfen, deren Qualität wird auch deshalb unzureichend hinterfragt, weil die Behörden immer noch an Verboten festhalten, statt sich den Realitäten zu beugen und notwendige Schritte zum Schutz ihrer Bürger zu unternehmen. Immer häufiger gelangt mit schädlichen Keimen oder Pilzsporen belastetes Cannabis in den US-Handel und gefährdet dort jene, die es einnehmen (vgl. diesen Artikel). Erste Erkankungsfälle, auch chronische, sind bereits dokumentiert.

In Deutschland, wo ab März 2017 medizinisches Cannabis in Apotheken abgegeben und von den Krankenkassen bezahlt werden muss, scheint derlei Fehlentwicklungen ein Riegel vorgeschoben zu sein: Die deutsche „Cannabis-Agentur“, eine freilich immer noch nur am Papier existierende Kontrollbehörde, soll angeblich bundesweit in Zukunft Proben ziehen und auf ihre Schadstoff-Freiheit prüfen. Ein gangbarer Weg: Wenn von der Agentur lückenlos geprüft wird, dass das verfügbare Cannabis keimfrei, sporenfrei, schimmelfrei und unbelastet mit Schwermetallen und anderen gesundheitsschädlichen Schadstoffen ist, wäre zumindest dessen Unbedenklichkeit garantiert. Über die Qualität an sich sagt das aber noch nichts aus – dazu müsste auch der Gehalt an Wirkstoffen, also Cannabinoiden, Terpenen, Flavonoiden etc. exakt überprüft werden.

In Österreich ist die Situation ungleich schlimmer. Die AGES GmbH., derzeit die einzige Firma, welche in Österreich Cannabis mit THC-Gehalt herstellen darf (sie befindet sich in Staatsbesitz), gibt keinerlei Auskunft darüber, wie ihr Cannabis produziert wird und welche Qualität es hat – die Firma ist, anders als ihre Eigentümer, das Gesundheits- und das Landwirtschaftsministerium, von der Auskunftspflicht gegenüber den Bürgern befreit. Dronabinol, jenes Medikament, das aus dem Cannabis der AGES GmbH. Hergestellt wird – es ist in raffiniertem Speiseöl gelöstes reines THC – dürfte zwar aufgrund der klinischen Reinheit als Monosubstanz unbedenklich sein, überprüft wird das  aber von niemandem. Und die in Österreich legal erhältlichen „drogenfreien“ Cannabis-Produkte, vornehmlich Industriehanf-Blüten und Produkte daraus (wie Tee oder Extrakte, sprich CBD-Öle), werden gezielt in einem rechtlichen Graubereich gehalten. An eine behördlich verpflichtende Qualitätsprüfung ist da sowieso nicht zu denken.

Die ARGE CANNA hat deshalb 2016 den AC-Tropfen eingeführt, ein Gütesiegel und Zertifikat für Cannabis-Produkte, welches für Cannabis-Patienten Qualitätssicherheit garantiert. Produkte werden unabhängig auf Herz und Nieren geprüft und erhalten nur dann eine Zertifizierung, wenn alle Qualitätskriterien eingehalten werden. So können Patienten sicher sein, dass das, was auf Etiketten und Verpackungen steht, auch wirklich drin ist. Mehr dazu HIER.



7 Antworten zu “Mangelnde Qualitätskontrolle bei Cannabis-Produkten”

  1. Karl Prijtor sagt:

    Das Internet ist voll mit Berichten, dass diverse Bedrocan Chargen immer wieder mit „Minisamen“ durchsetzt sind die sowohl den Geschmack beeinträchtigen als auch, durch ihren Ölgehält, beim verbrennen gesundheitsschädlicher sind als notwendig.

    Hoffentlich kümmert sich die Argentur auch darum.

    Bei Bedrocan Chargen taucht btw. auch häufiger die Frage auf warum immer mal wieder Dosen ausgeliefert werden die überraschend und sortenatypisch viel zu wenig Trichome enthalten.

    Ein Schelm wer böses dabei denkt…

    Die Agentur ist absolut notwendig.

    Hoffentlich gibt es bald mehr als nur zwei bis drei Lieferanten. In Kanada geht es doch schließlich auch…

  2. Mister Nice sagt:

    In der Gumpendorferstrasse hat gerade der Popup Store Magu CBD eröffnet. Dieser verkauft nun 2 Sorten CBD reiche Cannabis Blüten aus Indoor Zucht! Geschickt vermarktet mit der ausdrücklichen Warnung „nicht zum Verzehr geeignet“..es ist offiziel nur zum riechen gedacht..versiegelt in einen Gläschen. Werbung dazu läuft,laut FB Blog, bereits im Apollo Kino..Eine unabhängige Analyse wäre wünschenswert! Bitte um Infos. Danke

    • paxmundi_vn3eqv2o sagt:

      Die CBD-Blüten, wie sie neuerdings von Anbietern wie Magu und Göttergarten angeboten werden, stehen als nächstes auf unserer Analyse-Liste. Beide genannten Anbieter haben bereits ihrerseits Interesse an einer unabhängigen Qualitätsprüfung und Zertifizierung durch uns bekundet. Wir haben gerade heute weitere 15 CBD-Produkte zur Analyse in Auftrag gegeben und werden in Kürze unsere Ergebnisse veröffentlichen – 30 in Österreich erhältliche CBD-„Öle“ wurden getestet. Wir sind diesbezüglich auch mit der ICCI (http://pfc.icci.science/en/) vernetzt. D. h. nach den „Ölen“ und „Tropfen“ werden wir im weiteren Verlauf auch CBD-Blüten patientenorientiert zertifizieren.

  3. Alexander Spratek (selbst Schmerzpatient) sagt:

    Interessant ist auch, dass aus meiner Sicht in Deutschland die Qualitätskontrolle so stark übertrieben wird, dass am Ende ein Produkt, welches in Jamaika 200$/kg auf dem Schwarzmarkt kostet, nach erfolgter Qualitätskontrolle den Patienten 22.000€/kg (116€/5g z.B.: Bedrocan) kostet. Wobei weder eine eindeutige wissenschaftliche Grundlage existiert, warum es erforderlich ist den prozentualen Anteil von THC, CBD zu prüfen. Da ja am Ende der Patient individuell entscheidet wieviel er benötigt um seine Schmerzen zu lindern. Die Begründung, dass ja Keime, Pilze enthalten sein können greift zu kurz, da dies durch erhitzen/pasteurisieren (wie in der Nahrungsmittelindustrie) ja jederzeit, erreicht werden könnte. Man weiß, dass Kamillenblüten gegen Schnupfen hilft, da prüft man doch auch nicht die chem. Zusammensetzung jeder Lieferung. Man trinkt so viel Kamillentee bis es besser wird. Da man auch von medizinischem Cannabis (ähnlich wie Kamille) nicht durch Überdosierung sterben kann, ist doch dieser Prüfprozess vollkommen absurd. Was das ganze noch absurder macht ist dass auch keine medizinischen Langzeitstudien darüber existieren wieviel THC bzw. CBD therapeutisch notwendig ist um eine gezielte, wiederholbare Wirkung zu haben. Man weiß nur, dass der Konsum von Cannabis Schmerzen lindert. Daher würde es doch ausreichen die Qualitätskontrolle darauf zu reduzieren, was man tatsächlich weiß. Ähnlich wie bei der Zertifizierung von Biobauernhöfen, wo der Kunde sich darauf verlassen kann, dass die Produkte keine Industriedünger bekommen, die Tiere artgerecht gehalten werden und die Apfelsorte Jona Gold auch wie Jona Gold schmeckt. Auch Cannabisprodukte haben bereits diese Klassifizierung (z.B.: Jack Herer, Shiva Shanti, Master Kush, …), wo von vorne herein (also vor der Pflanzung) klar ist, was drin ist. (Jack Herer THC: 18-22%, 100% Sativa; Schiva Shanti THC: 12-14%, 60% Indica, 30% Sativa, 10% Rudika; Master Kush THC: 11-13%, 90% Indica, 10% Sativa). Und wer zahlt am Ende diese Überregulierung? Der Patient, der i. d. Regel, auf Grund seiner schwerwiegenden Erkrankung nicht arbeitsfähig (Hartz IV) bzw. Rentner ist und GKVs nur 40% aller Anträge bewilligen. Ein grausames System auf Kosten von bereits von Schmerzen gequälter Mitmenschen.

    • paxmundi_vn3eqv2o sagt:

      Lieber Alexander Spratek! Deine Kritik ist absolut solide und hat ihre Berechtigung, aber du blendest dabei ganz aus, dass es nicht nur ehrliche Leute im Wirtschaftsbetrieb gibt. Die ganzen Gesetze zur Qualitätskontrolle via Laboranalyse bei Produkten dient ja letztendlich tatsächlich dem Benutzer, dem Endkonsumenten, weil er damit vor Betrügern geschützt wird, die minderwertige oder gar gesundheitsschädliche Ware auf den Markt bringen. Bedrocan nutzt indes auch nur seine relative Alleinstellung am Europa-Markt aus, der Preisanstieg aufgrund Qualitätskontrolle ist so nicht zu rechtfertigen. Und nur weil ein Produkt in Jamaika billig ist, sollte man das nicht als Argument heranziehen, immerhin werden dort Drittweltler von westlichen Industrienationen ausgebeutet und mit einem Hungerlohn für ihre Arbeit abgespeist, deswegen sind die Produkte dort so billig.

      • Alexander Spratek (selbst Schmerzpatient) sagt:

        Dann warst Du nie in Jamaica, 3. Welt ist das nicht. Ein Polizist verdient dort 1100$/Monat, Zigaretten kosten 5$/Schachtel. 1 warmes Essen im Restaurant (nicht Tourismus) kostet 10$ und ein Zimmer in Montego Bay in einer Frühstückspension 60$ ähnlich wie in Hawaii – da würdest Du ja auch nicht behaupten, dass das 3. Welt wäre.

        • Alexander Spratek (selbst Schmerzpatient) sagt:

          Außerdem wird auch ein Biobauer kontrolliert. Sollte er betrügen, verliert er seine Anbau-Lizenz. Da ist es doch eher Betrug wenn ein Produkt anstelle von 200$ 22000€ kostet – oder nicht?

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