Unser offener Brief an die Regierung und ParlamentarierInnen

Wir haben in unserer Aufgabe als PatientInnenvertretung einen offenen Brief an die Regierungsmitglieder, Abgeordnete zum Nationalrat sowie GesundheitssprecherInnen der jeweiligen Parteien geschickt. Darin machen wir auf die vielzähligen Problemstellungen für CannabispatientInnen in Österreich aufmerksam und bieten Lösungsansätze, wie die Situation kranker Menschen in Österreich schnell verbessert werden kann.

Nun brauchen wir Euch!

Wendet Euch an die oder den ParlamentarierIn Eures Wahlkreises und verweist auf den offenen Brief, kontaktiert GesundheitssprecherInnen der Parteien und fordert ein Handeln im Sinne der PatientInnen.

 

 

An
Regierungsmitglieder und
ParlamentarierInnen
Dr.-Karl-Renner-Ring 3
1017 Wien

Sehr geehrte Regierungsmitglieder!
Geschätzte ParlamentarierInnen!

Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als natürliche, nebenwirkungsarme Arznei, kurz
ARGE CANNA, ist ein gemeinnütziger, nicht profitorientierter Verein von Schwerkranken für Schwerkranke in Österreich. Wir setzen uns für die vollständige Rehabilitierung von Cannabis als Medizinalpflanze ein.

Wir möchten Ihnen, der Regierung, den MinisterInnen und den ParlamentarierInnen, hiermit einen aktiven Dialog anbieten und unsere langjährig geschärften Kenntnisse und Erfahrungen aus Forschung und Praxis zur Verfügung stellen.

Unser Verein wurde 2014 gegründet und unterstützt kranke Menschen, die von Cannabis gesundheitlich profitieren. Wir unterstützen Betroffene mit Informationen über Anwendung, Dosierung und Möglichkeiten der Versorgung mit Cannabismedizin. Wir vermitteln mit Cannabis erfahrene Ärzte und Fachpersonal. Wir helfen Betroffenen, sich gegen Diskriminierung seitens Behörden und Krankenkassen zu wehren und wir geben Auskunft, welche Chancen und Potentiale medizinisches Cannabis bei welchen Krankheiten bietet. Der Verein ist außerdem direkt in Forschungsprojekte involviert, um die medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis wissenschaftlich zu untermauern.

Unsere Mitglieder stammen aus den verschiedensten Altersgruppen und Gesellschaftsschichten – vom epilepsiekranken Kleinkind über die Mutter mit Multipler Sklerose bis hin zum Pensionisten, der seine Altersbeschwerden mit Cannabis therapiert. Viele der Betroffenen haben einen jahrelangen Leidensweg hinter sich. Gemeinsam möchten sie mit unserer Hilfe auf ihre Situation aufmerksam machen.

Viele unserer Mitglieder waren von Medikamenten abhängig, die oft mehr Nebenwirkungen gebracht haben als Linderung ihrer Beschwerden. Oder sie haben einen endlosen Ärztemarathon ohne Aussicht auf Linderung hinter sich. Für viele Menschen ist die Therapie mit Cannabis der letzte Ausweg, um ihr Leiden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Sie haben ihre Therapie bewusst auf Cannabis umgestellt und kombinieren sie mit verordneten Medikamenten.

Die Nebenwirkungen bei der medizinischen Anwendung von Cannabis werden als drastisch geringer beschrieben, als dies bei vielen konventionellen Medikamenten der Fall ist. Eine Therapie mit Cannabis-Medikation wird von vielen Patienten also oftmals als weit verträglicher wahrgenommen, als dies ohne Cannabis der Fall ist.

Aber: Mit natürlichem Cannabis ein schmerzarmes Leben zu führen, ist immer noch verboten. Dieser Umstand ist einem erheblichen Anteil Ihrer Wählerinnen und Wähler nicht mehr verständlich. Cannabis wurde schon Jahrtausende lang als Heilmittel eingesetzt. Es gibt mittlerweile unzählige wissenschaftliche Studien und Fallbeobachtungen. Diese beweisen, dass man Cannabis als Langzeitmedikament einnehmen kann, ohne dass es den Körper vergiftet oder die Organe schädigt. Das ist für viele chronisch Kranke ein Segen. Die österreichische Bevölkerung ist sehr interessiert und möchte sich über den medizinischen Wert der Hanfpflanze informieren. Das zeigt unsere tägliche Arbeit.

Im Moment haben wir in Österreich ein suchtmittelrechtliches Verschreibungsverbot von Medizinalhanfblüten. Das bedeutet, dass Cannabisblüten in Österreich nicht verschrieben werden dürfen und in Apotheken somit nicht abgegeben werden können. Die vorige Regierung hielt daran vehement fest. Die Begründung: Der „Bericht in Entsprechung der Entschließung des Nationalrates vom 5. Juli 2018 betreffend Liberalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken“ des BMASGK, in Auftrag gegeben von der ehemaligen Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein, kommt zu dem Schluss, dass Medizinalhanf-Blüten nicht notwendig sind, da Reinsubstanzen den Blüten überlegen seien. Eine Position, die in der Wissenschaft umstritten ist. Es gibt viele PatientInnen, aber auch ÄrztInnen sowie WissenschafterInnen, welche der Ansicht sind, dass die Blüte besser wirkt als die Monosubstanz.

Darüber hinaus ist dieser Bericht glasklar durch eine „schiefe Optik“ gekennzeichnet, weil sich dafür befragte Experten und Institutionen in einem Naheverhältnis zum Pharmaunternehmen Bionorica befinden. Bionorica kauft in Österreich von der AGES produziertes Cannabis und extrahiert daraus Dronabinol (THC), das wiederum in österreichischen Apotheken teuer verkauft wird.

Im Übrigen fehlen dem Bericht die Expertise von Befürwortern der medizinischen Anwendung von Cannabisblüten aus der Medizin und die Erfahrungen von den selbst betroffenen Menschen!

Wir begrüßen die Ankündigung des Bundesministers für Gesundheit, Rudolf Anschober, über die Einrichtung eines neuen „Runden Tisches“ zu dieser Thematik, welcher seine Arbeit im Sommer 2020 aufnehmen wird – wie wir hoffen, ohne ideologische Scheuklappen und Emotionen.

Welchen Weg Österreich in dieser gesellschaftlich relevanten Frage einschlagen wird, darüber werden Sie entscheiden. Bitte setzen Sie sich im Sinne der Patientinnen und Patienten für eine gerechte Lösung ein und entscheiden Sie schnell. Wir möchten daran erinnern, dass die Betroffenen oftmals keine Zeit mehr haben. Viele sind schwerst krank. Sie brauchen sofort unbürokratische Hilfe, das bedeutet finanzierbare und kontrollierte Arzneimittel.

Unsere Forderungen lauten daher:

  • Aufhebung des suchtmittelrechtlichen Verschreibungsverbot von Medizinalhanfblüten;
  • Kostenübernahme aller Cannabisarzneimittel (Blüten, magistrale Zubereitungen, Fertigarzneien) durch die Krankenkassen;
  • Entkriminalisierung von Besitz und Erzeugung bei PatientInnen mit medizinischer Indikation.

 



7 Antworten zu “Unser offener Brief an die Regierung und ParlamentarierInnen”

  1. Ich drücke die Daumen, dass eine Änderung herbeigeführt werden kann.
    Ich bin selber als Patient und Therapeut seit Jahren mit dem Thema auf „Aufklärungsmission“.
    Ich wünsche euch und uns weiter viel Erfolg auf diesem Weg!

  2. stumpfl sagt:

    ich nehme seit ca 3 Jahren cbd öl wegen meiner chronischen post traumatischen Belastungsstörung verursacht von diversen schweren psychischen Traumas in meiner Kindheit in diversen Einrichtungen des Landes Kärnten! FRÜHER HAT MAN MICH mit Psychopharmaka nieder sediert willens unfähig gemacht ein leben war damit noch unerträglicher gewesen! MIR ZAHLT NACH LANGEN hin und her die Gebiet Krankenkasse das cbd öl, vielen menschen würde mit psychischen Störungen geholfen werden würde endlich die übermahne der kosten durch die Kassen Gewehr-leistet werden, für mich ist es auch unverständlich warum man Cannabis nicht auf Rezept verschreiben kann will Kiefen kommt für mich nicht so in frage weil ich suchtkrank war

  3. Simone Friedl sagt:

    Find ich genial, alles Gute und ToiToiToi!!!

    Liebe Grüße,

    Simone Friedl
    ARGECANNA-Mitglied

  4. Anton Danzl sagt:

    Ich schlafe oft sehr schlecht ein und schlafe nie durch.
    In Österreich ist es angeblich erlaubt CBD Canabisöle, welche 0,2 bis 0,3 % THC enthalten zu verkaufen. Bitte schreiben Sie mir, wo ich ein solches Öl bzw.Öl-Extrakt erwerben kann.
    Danke für Ihre Bemühung. Mit freundlichen Grüssen.

  5. Monika K. sagt:

    Canada hat uns gezeigt wie es geht – wäre wünschenswert auch für Österreich!

  6. Rumpelstilzchen sagt:

    Ich leide auch unter einer chronischen Insomnie und kann mit Cannabis einfach viel besser einschlafen
    Leider wurden mir meine mit viel Liebe angebauten Pflänzchen von der Polizei weggenommen.
    Sehr schade, denn jetzt muß ich mir das Gras wieder vom Schwarzmarkt, dem ich aus dem Weg gehen wollte, besorgen

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