Überfluss an Medizinischem Cannabis in Deutschland

Die unerwartete Nebenwirkung der Cannabis-Industrie: Tonnenweise Vernichtung

In der deutschen Cannabis-Industrie entwickelt sich derzeit eine paradoxe Situation. Trotz der steigenden Nachfrage nach medizinischem Cannabis, steht das Land vor einem Berg ungenutzter Vorräte der buchstäblich in Rauch aufgeht.

Überfluss an med. Cannabis

Der Aufstieg des Grünen Goldes

Die Legalisierung von medizinischem Cannabis 2017 hat in Deutschland eine wahre Goldgräberstimmung ausgelöst. Von der Aussicht auf lukrative Gewinne getrieben, hat die Branche eine Import- und Anbauwelle gestartet. Doch jetzt stehen die Unternehmen vor einem paradoxen Problem: Es gibt zu viel Cannabis.

Vom Wundermittel zum Abfallprodukt

Ein signifikanter Teil der Cannabis-Vorräte endet in der Verbrennungsanlage, eine Verschwendung, die nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch bedenklich ist. Dieses Dilemma beleuchtet eine Schieflage in der Regulierung und Planung des Cannabis-Marktes in Deutschland.

Die Quelle des Überflusses

Mit fast 23 Tonnen importiertem Cannabis im Jahr 2022 stehen deutsche Unternehmen vor einem Luxusproblem. Die Hauptlieferländer Dänemark, Kanada und die Niederlande, zusammen mit dem heimischen Anbau, haben für einen Überfluss gesorgt, der die Nachfrage weit übersteigt.

Zwischen Lagerhaltung und Vernichtung

Während die Apotheken nur einen Teil der verfügbaren Ware an Patienten abgeben, wird der Rest entweder eingelagert oder exportiert – im Falle einer Überschreitung der Haltbarkeitsdauer sogar vernichtet. Diese Praxis wirft wichtige Fragen über die Effizienz und Ethik der aktuellen Geschäftsmodelle auf. Laut unbestätigten Angaben wurden rund 500 Kilogramm in Deutschland angebauten Cannabis vernichtet, wie die Wirtschaftswoche berichtet.

Ursachenforschung: Ausschreibungen und Sortenlimitierung

Die Wurzel des Problems liegt tiefer als eine oberflächliche Betrachtung vermuten lässt. Die europaweiten Ausschreibungsverfahren, geleitet von der Cannabisagentur, haben zu einer Marktsituation geführt, in der nur einige wenige Sorten angebaut werden dürfen. Dies schränkt nicht nur die Vielfalt für PatientInnen ein, sondern führt auch zu einem Überangebot bestimmter Sorten, die dann ungenutzt bleiben. Die vollständige Legalisierung und der freie Verkauf von Cannabis in Deutschland, die eine einfache Lösung für das Überangebot darstellen könnten, sind vorerst durch die EU-Gesetzgebung blockiert. Die Verpflichtungen Deutschlands auf europäischer Ebene stehen einer Liberalisierung des Marktes im Weg.

Trotzdem Besserung in Sicht: Das MedCanG

Die Legalisierung bringt auch für den medizinischen Sektor wichtige Neuerungen durch das geplante MedCanG. Mit dem MedCanG werden deutliche Erleichterungen für PatientInnen und Apotheken eingeführt. Die Notwendigkeit eines Betäubungsmittel-Rezepts wird abgeschafft, wodurch eine normale Verschreibung ausreichen wird. Dies vereinfacht das Prozedere und macht den Zugang für PatientInnen leichter. Zudem wird das aufwändige Abgabebelegverfahren für Apotheken entfallen, was zu einer Effizienzsteigerung führt.



Eine Antwort zu “Überfluss an Medizinischem Cannabis in Deutschland”

  1. Dirk Röllinghoff sagt:

    Vielen Dank für diesen spannenden Artikel.

    In anderen Bereichen bemängeln wir die schlechte Verfügbarkeit einiger Medikamente. Da scheint es mir allemal besser, man verwaltet Überschuss, als Patienten nicht versorgen zu können.

    Da im Bereich der Cannabismedizin viele potentiell möglichen Verschreibungen immer noch an formalen und rechtlichen Hürden scheitern, ist der tatsächlich notwendige Bedarf nur schwer abschätzbar. Durch die Herausnahme von Cannabis aus dem BtMG könnte der Bedarf um das Vier- bis Zehnfache steigen.

    Dass der Staat die in Deutschland geerntete Menge auf ein Zehntel des jetzigen Handelsvolumens beschränkt und der heimischen Industrie nur ein dreißigstel der gehandelten Sortenvielfalt (-> Wirkstoffprofile/Therapiebandbreite) genehmigt, ist allerdings nicht nachvollziehbar. Weder in Bezug auf die unnötige Benachteiligung unserer heimischen Produzenten, noch im Hinblick auf unabhängige Versorgungssicherheit.

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